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Kapitel 5 – Führung: Die Rolle des Managements und dessen Verantwortung

Kapitel 5 der ISO 9001:2015 stellt das Top-Management in den Mittelpunkt des Qualitätsmanagementsystems (QMS). Ohne Führung kein QMS – so könnte man es kurz zusammenfassen. Die Norm macht klar: Qualität ist Chefsache.

Die Geschäftsführung soll nicht nur Ressourcen zur Verfügung stellen, sondern aktiv Verantwortung übernehmen, Mitarbeitende motivieren und eine Qualitätskultur vorleben. Dieser Artikel zeigt Ihnen, welche Anforderungen das Kapitel stellt, wie Sie das Top-Management sinnvoll einbinden und welche Best Practices sich bewährt haben. Darüber hinaus werfen wir einen praxisnahen Blick darauf, wie Führungskräfte ihrer Rolle im Sinne der Norm gerecht werden können und wie Unternehmen dies dokumentieren und leben können.


1. Was fordert Kapitel 5 konkret?

🔹 5.1 Führung und Verpflichtung

Die oberste Leitung trägt die Verantwortung für die Wirksamkeit des QMS. Das bedeutet konkret:

  • Verantwortung für die Einhaltung der ISO 9001 übernehmen
  • Förderung einer prozessorientierten Denkweise
  • Sicherstellen, dass Qualitätspolitik und Qualitätsziele festgelegt und in Einklang mit der strategischen Ausrichtung des Unternehmens sind
  • Integration des QMS in die Geschäftsprozesse
  • Förderung der kontinuierlichen Verbesserung
  • Sicherstellen, dass Ressourcen bereitgestellt werden
  • Förderung des risikobasierten Denkens
  • Sicherstellen, dass das QMS seine beabsichtigten Ergebnisse erzielt

🔹 5.2 Qualitätspolitik

Die Qualitätspolitik ist ein zentrales Element der Führungsverantwortung. Sie muss:

  • zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens passen
  • einen Rahmen für die Festlegung und Überprüfung von Qualitätszielen bieten
  • eine Verpflichtung zur Erfüllung anwendbarer Anforderungen und zur kontinuierlichen Verbesserung enthalten
  • innerhalb der Organisation bekannt gemacht, verstanden und angewendet werden

🔹 5.3 Rollen, Verantwortlichkeiten und Befugnisse

Das Management muss:

  • sicherstellen, dass Verantwortlichkeiten und Befugnisse für relevante Rollen zugewiesen und kommuniziert werden
  • eine verantwortliche Person benennen, die sicherstellt, dass das QMS den Normanforderungen entspricht

2. Warum Führung entscheidend für den Erfolg des QMS ist

Ein funktionierendes QMS braucht Rückhalt aus der Führungsebene. Denn nur mit entsprechender Unterstützung können Maßnahmen langfristig greifen und akzeptiert werden. Mitarbeitende orientieren sich an dem, was die Geschäftsleitung vorlebt – nicht nur an dem, was auf Plakaten steht.

💡 Beispiel:

Ein Unternehmen hatte alle Prozessbeschreibungen formal implementiert. Doch das Verhalten der Führungskräfte spiegelte keine Qualitätskultur wider: Entscheidungen wurden nicht nachvollziehbar dokumentiert, Prozesse nicht eingehalten, Qualitätsziele waren unbekannt. Das Ergebnis: Demotivierte Mitarbeitende, fehleranfällige Abläufe – und ein nicht bestandenes Überwachungsaudit.

Fazit: Die Führung muss nicht jeden Auditpunkt kennen, aber sie muss den Rahmen setzen, in dem Qualität gewollt, gesteuert und gefördert wird.


3. Wie bindet man das Top-Management richtig ein?

Viele Unternehmen scheitern nicht an der Norm – sondern an mangelnder Beteiligung der Leitung. Dabei ist die aktive Einbindung des Managements oft einfacher als gedacht.

✅ Praxisnahe Maßnahmen zur Einbindung:

  • Kick-off-Gespräch mit der Geschäftsleitung: Warum wird das QMS eingeführt? Welche Erwartungen bestehen?
  • Verknüpfung mit Strategie-Workshops: Qualitätsziele aus Unternehmenszielen ableiten
  • Regelmäßige Projekt-Updates ans Management mit Entscheidungsbedarf
  • Einbindung in interne Audits, z. B. durch ein Interview des Auditors mit der Geschäftsführung
  • Moderierter Management Review, in dem die Leitung aktiv Zielabweichungen analysiert und Maßnahmen ableitet

4. Qualitätspolitik – vom Papiertiger zum Leitbild

🔹 Was macht eine gute Qualitätspolitik aus?

  • Individuell: Sie passt zur Vision, Mission und Branche
  • Klar: Keine Floskeln wie „Wir wollen die beste Qualität liefern“
  • Handlungsleitend: Sie gibt Mitarbeitenden Orientierung
  • Verbindlich: Sie fordert konkret zum Handeln auf

📌 Beispiele für gute Aussagen:

  • „Unsere Qualität ist dann erreicht, wenn unsere Kunden uns weiterempfehlen.“
  • „Wir entwickeln unsere Prozesse kontinuierlich mit den Teams weiter.“

Die Qualitätspolitik sollte sichtbar und wirksam sein – z. B. durch Poster, Videos, Schulungen oder Führungskräfteschulungen.


5. Qualitätsziele – wenn aus Strategie echte Steuerung wird

🎯 Anforderungen:

  • Müssen messbar und überprüfbar sein (z. B. Kennzahlen, Zeiträume)
  • Müssen zu Qualitätspolitik und strategischer Ausrichtung passen
  • Müssen verfolgt, dokumentiert und im Management Review bewertet werden

📌 Beispiel für eine Zielstruktur:

BereichZielMessgrößeZielwert
KundenserviceErhöhung der KundenzufriedenheitDurchschnitt Bewertung≥ 4,3/5
ProduktionReduktion von NacharbeitenAnteil fehlerfreier Teile≥ 98 %
PersonalwesenSchulungsquote verbessernAnteil geschulter MA100 % p.a.

🛠 Umsetzungstipps:

  • Ziele pro Abteilung herunterbrechen
  • In Jour Fixes regelmäßig bewerten
  • Zielabweichungen besprechen und Maßnahmen ableiten

6. Tipps, Tricks und bewährte Umsetzungsstrategien

💡 Führung greifbar machen:

  • Führungskräfte nicht nur informieren – rollenbasiert schulen
  • Führungsleitlinien mit Qualitätsbezug entwickeln
  • Erfolge kommunizieren – Fehlerkultur fördern

💡 Motivation durch Beteiligung:

  • Mitarbeitende in Zieldefinition einbeziehen
  • Workshops zur Weiterentwicklung der Qualitätspolitik
  • Anerkennungssysteme für gelebte Qualität schaffen

💡 Kommunikationsformate schaffen:

  • QMS-Status im Management-Report
  • „Qualitätsminute“ in Führungssitzungen
  • QMS-Kennzahlen auf Dashboards oder Monitoren sichtbar machen

7. Checkliste: Erfüllen Sie alle Anforderungen aus Kapitel 5?

Anforderung
🔲Geschäftsführung zeigt aktive Führung und Engagement für das QMS
🔲Qualitätspolitik ist erstellt, kommuniziert und wird gelebt
🔲Qualitätsziele sind definiert, messbar und verfolgt
🔲Kundenfokus wird durch Leitung erkennbar gefördert
🔲Rollen, Verantwortlichkeiten und Befugnisse im QMS sind zugewiesen und bekannt
🔲Führungskräfte sind geschult, motiviert und in QMS-Prozesse eingebunden
🔲Ergebnisse werden im Management Review bewertet und Maßnahmen abgeleitet

Fazit: Ohne Führung keine Qualität

🔹 Kapitel 5 der ISO 9001 zeigt deutlich: Die Geschäftsführung trägt Verantwortung – nicht delegierbar.
🔹 Wer Führung ernst nimmt, gibt dem QMS Richtung, Energie und Relevanz.
🔹 Mit klarer Kommunikation, messbaren Zielen und echtem Engagement wird das Qualitätsmanagement zur gelebten Unternehmenskultur.
🔹 Ein starkes Top-Management ist der Motor jeder erfolgreichen Zertifizierung – nicht nur auf dem Papier, sondern im täglichen Handeln.


📌 Nächster Schritt in der Blogreihe:
Kapitel 6 – Planung: Risikobasiertes Denken & Chancenmanagement (Coming Soon)

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