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Interne Audits: Effektiv planen und durchführen

Einordnung: Warum Interne Audits unverzichtbar sind

Interne Audits sind systematische, unabhängige und dokumentierte Prüfungen, mit denen Organisationen beurteilen, inwieweit ihre Prozesse, Produkte und Dienstleistungen die eigenen Vorgaben sowie relevante Normen und rechtliche Anforderungen erfüllen. In Deutschland sind Interne Audits für Managementsysteme nach ISO 9001 (Qualität), ISO 14001 (Umwelt), ISO 45001 (Arbeitsschutz) oder auch ISO 13485 (Medizinprodukte) ein zentrales Instrument, um Konformität, Wirksamkeit und Verbesserungspotenziale zu bewerten.

Der Nutzen ist dreifach: Erstens sichern Interne Audits die Einhaltung von Anforderungen (Compliance). Zweitens fördern sie die Prozessstabilität und Risikominimierung. Drittens liefern sie gezielt Fakten für Entscheidungen im kontinuierlichen Verbesserungsprozess—insbesondere für Managementreviews. Entscheidend ist dabei die Unabhängigkeit der Auditorinnen und Auditoren sowie ein risikobasierter, prozessorientierter Ansatz: geprüft wird nicht nur „ob etwas vorhanden ist“, sondern „ob es im Alltag wirksam funktioniert“.


Das Auditprogramm: Risikobasiert planen statt „jedes Jahr alles“

Ein wirksames Audit startet lange vor dem ersten Interview. Der Dreh- und Angelpunkt ist ein Auditprogramm (häufig jährlich geplant), das sich an Geschäftszielen, Risiken, Veränderungen und Ergebnissen früherer Audits orientiert. Statt jedes Jahr alle Bereiche gleich tief zu prüfen, empfiehlt sich eine risikobasierte Priorisierung:

  • Kontext & Veränderungen: Neue Standorte, Produkte, IT-Systeme, Prozesse oder regulatorische Änderungen erhöhen Auditbedarf.
  • Leistung & Risiken: Prozesse mit wiederkehrenden Abweichungen, Engpässen, langer Durchlaufzeit, hoher Fehlerkostenquote oder hohem Compliance-Risiko erhalten mehr Auditzeit.
  • Ergebnisse und Trends: Befunde aus Reklamationen, CAPA-Daten, KPI-Trends, Lieferantenbewertungen und externen Audits fließen ein.
  • Auditfrequenz & -umfang: Hochrisikobereiche häufiger und tiefgehender; stabile Bereiche rotierend und stichprobenbasiert.
  • Ressourcen & Kompetenzen: Verfügbarkeit und Qualifikation der Auditoren, Sprach- oder Technikkenntnisse (z. B. ERP, MES, QMS-Software) einplanen.

Das Programm definiert ZieleGeltungsbereichKriterienMethodenZeitfensterAuditteams und Kommunikationswege. Es wird formell freigegeben, regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst—zum Beispiel nach größeren Veränderungen oder signifikanten Abweichungen. Neben Präsenzformaten können Remote-Audits (Video, Screensharing, digitale Belege) effizient sein, sofern Datenschutz, Beweiskraft und Praktikabilität gewährleistet sind. Eine klare Jahresplanung mit Meilensteinen (Ankündigung, Agenda, Checklisten-Freigabe, Feldphase, Bericht, CAPA-Fristen) verhindert Überraschungen.


Auditkriterien & -umfang: Vom Prozess ausgehen, nicht von der Norm

Detailaufnahme: Audit-Checkliste, ISO-Ordner und KPI-Tablet als Symbole für Interne Audits.

Interne Audits sind am wirksamsten, wenn sie die reale Prozesskette abbilden. Normforderungen sind wichtig, doch der Einstieg erfolgt über Prozessziele, Inputs, Abläufe, Rollen, Outputs, Kennzahlen, Risiken und Schnittstellen. Sinnvolle Auditkriterien kombinieren:

  • Interne Vorgaben: Prozessbeschreibungen, SOPs, Arbeitsanweisungen, Prüfvorschriften, Formulare, Rollenbeschreibungen.
  • Externe Anforderungen: Normen (z. B. ISO 9001), Gesetze/Verordnungen, branchenspezifische Regeln (z. B. GDP, MDR, IfSG-Bezug nach Bedarf), Kundenanforderungen, Verträge.
  • Leistungsziele & KPIs: Liefertreue, Reklamationsquote, Durchlaufzeiten, Nacharbeitsaufwände, Audit-Abweichungen, CAPA-Erfüllung.

Stichprobenlogik: Audits sind Momentaufnahmen. Daher werden geeignete Stichproben definiert—z. B. ausgewählte Aufträge, Prüflose, Lieferantenfälle oder Änderungsanträge über einen festgelegten Zeitraum. Die Stichprobe muss repräsentativ sein und relevante Risiken abdecken (z. B. Hochvolumenprozesse, Sonderfreigaben, abweichende Kundenanforderungen).

Nachweise (Evidence): objektive Belege wie protokollierte Prüfungen, Freigaben, Schulungsnachweise, Maschinendaten, Tickets, CAPA-Dossiers, Besprechungsprotokolle, Systemlogs. Mündliche Aussagen sind wichtig, aber immer mit Dokumenten, Aufzeichnungen oder Beobachtungen abgleichen.


Rollen & Kompetenzen: Unabhängigkeit ist kein Luxus

Ein sauberes Rollenverständnis vermeidet Rollenkonflikte und stärkt die Akzeptanz:

  • Top-Management: Setzt Zielrahmen, stellt Ressourcen bereit, erwartet belastbare Ergebnisse und verfolgt Maßnahmen nach.
  • Auditprogrammverantwortliche(r): Plant das Jahresprogramm, priorisiert risikobasiert, beruft Auditteams, überwacht Termine und Qualität der Berichte.
  • Lead Auditor(in): Leitet einzelne Audits, verfeinert den Auditplan, koordiniert das Team, führt Eröffnungs- und Abschlussgespräche, stellt Konsistenz der Feststellungen sicher.
  • Auditor(inn)en: Führen Interviews, prüfen Belege, beobachten Prozesse, dokumentieren Feststellungen; sie sind fachlich kompetent, in Auditmethodik geschult und unabhängig vom auditieren Bereich.
  • Fachvertreter/Prozesseigner: Dienen als Auskunftspersonen, zeigen die operative Praxis, liefern Nachweise und sind zentrale Partner für Ursachenanalyse und Korrekturmaßnahmen.
  • Qualität/IMS-Funktion: Unterstützt methodisch, pflegt Vorlagen, konsolidiert KPI-Trends, stellt die formale Konformität sicher.

Kompetenzen: Neben Norm- und Prozesswissen sind Interviewtechnik, Beurteilungsfähigkeit, Stichprobenplanung, Ursachenanalyse und Berichtskompetenz entscheidend. Ein strukturiertes Auditorentraining (inkl. Shadowing, Co-Audits, Kalibrierungsrunden) stellt vergleichbare Bewertungsmaßstäbe sicher. In kleineren Unternehmen, in denen Unabhängigkeit schwer zu realisieren ist, helfen bereichsübergreifende Auditteams oder externe Auditoren.


Vorbereitung & Agenda: Von der Fragestellung zur Belegliste

Team im Konferenzraum führt Interne Audits durch und prüft Prozesse auf Laptop und Whiteboard.

Eine gute Vorbereitung spart in der Feldphase Zeit und schafft Sicherheit:

  1. Auditauftrag & Zielsetzung: Welche Risiken, Fragestellungen und Verbesserungshebel stehen im Fokus?
  2. Geltungsbereich & Schnittstellen: Klare Abgrenzung verhindert Lücken (z. B. Auftragsabwicklung inkl. Lieferanten- und IT-Schnittstellen).
  3. Agenda & Zeitfenster: Eröffnungsmeeting, Interviews nach Prozesslogik, Rundgänge, Dokumenten- und Datenprüfung, Puffer, Abschlussmeeting.
  4. Checkliste/Leitfaden: Prozess- und risikoorientierte Fragen; Bezug zu Normpunkten nur als Orientierung, nicht als starre Reihenfolge.
  5. Beleganforderung im Vorfeld: Relevante Dokumente (z. B. Prozesslandkarte, SOPs), Auszüge aus Systemen, KPI-Dashboards, Schulungslisten, Prüfprotokolle, CAPA-Status.
  6. Logistik & Technik: Räume, Zugriffsrechte, Remote-Tools, Datenschutz, ggf. Begleitpersonen (Betriebsrat/Arbeitssicherheit) rechtzeitig klären.

Interviewtechnik: Offene, neutrale Fragen („Wie wird sichergestellt, dass…?“), Triangulation der Belege (Aussage – Dokument – Beobachtung), aktives Zuhören, strukturierte Notizen. Kritisch sind Schnittstellenfragen („Was passiert, wenn…?“, „Wie werden Abweichungen eskaliert?“). Bei Abweichungen keine Diskussion über „Schuld“, sondern objektiv die Lücke zum Kriterium beschreiben.


Durchführung der internen Audits in der Praxis: Evidenz sammeln, nicht Meinungen

Auditor kontrolliert an der Produktionslinie Nachweise und Daten für Interne Audits.

Die Feldphase folgt der Agenda und bleibt flexibel für neue Hinweise. Typische Bausteine:

  • Eröffnungsmeeting: Ziel, Umfang, Kriterien, Rollen, Ablauf, Kommunikationsregeln, Umgang mit Feststellungen und Nachfragen.
  • Prozessbegehungen & Beobachtungen: Gemba-Prinzip: dort prüfen, wo der Wert entsteht. Beobachtungen protokollieren (Datum, Ort, Prozess, Beteiligte, sichtbare Evidenz).
  • Dokumenten- und Datenprüfung: Stichproben logisch wählen, Nachvollziehbarkeit sichern (z. B. Auftrags- oder Chargennummern), Systemscreenshots dokumentieren (mit Versions- oder Zeitstempel, soweit zulässig).
  • Bewertung & Feststellungen:
    • Konformität: Kriterium erfüllt, evidenzbasiert belegt.
    • Abweichung (Nonconformity): Kriterium nicht erfüllt; klarer Bezug zum Kriterium, eindeutige EvidenzAuswirkung und Beispiel(e). Optional Einstufung „wesentlich“/„kritisch“ vs. „geringfügig“ (Major/Minor), abhängig von Risiko, Systematik und Auswirkung.
    • Hinweis/Verbesserungspotenzial (Opportunity): Keine Abweichung, aber erkennbares Potenzial für Wirksamkeit oder Effizienz.
  • Abschlussmeeting: Vorläufige Ergebnisse, Klarstellung offener Punkte, nächstes Vorgehen und Fristen für Korrektur- und Verbesserungsmaßnahmen. Keine „Überraschungen“ im Bericht, die nicht kommuniziert wurden.

Dokumentation: Jede Feststellung enthält (a) das betroffene Kriterium, (b) objektive Evidenz (mit Referenzen), (c) Beschreibung der Lücke/Beobachtung, (d) Auswirkung/Risiko und (e) Einstufung. So sind Nachverfolgung und Wirksamkeitsprüfung möglich.


Bericht, Maßnahmen & Wirksamkeitsprüfung: Von der Feststellung zur Verbesserung

Abstrakte 3D-Grafik eines CAPA-Zyklus als Visual für Interne Audits.

Der Auditbericht ist knapp, klar, belastbar und zeitnah. Er enthält Ziel, Umfang, Kriterien, Team, Datum, Stichprobe, Zusammenfassung, Feststellungen (klassifiziert), Empfehlungen/Hinweise sowie vereinbarte Fristen. Wichtig ist die Übersetzbarkeit in Handeln—hier entscheidet sich, ob Interne Audits tatsächlich Nutzen stiften.

Vom Befund zur Maßnahme:

  1. Korrektur (Sofortmaßnahme): Akute Fehlerquelle absichern (z. B. fehlerhafte Freigabe widerrufen, Kennzeichnung anpassen).
  2. Ursachenanalyse (Root Cause): Mit 5-Why, Ishikawa oder Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse (FMEA) die systemische Ursache finden (z. B. unklare Rollen, Lücken in IT-Berechtigungen, fehlende Prozessschnittstellen).
  3. Korrekturmaßnahme (Corrective Action): Ursache nachhaltig beseitigen (z. B. SOP-Anpassung, Schulung mit Wirksamkeitsnachweis, Systemworkflow ändern, zusätzliche Freigabeschritte, Poka-Yoke).
  4. Präventive Aspekte: Wenn ähnliche Risiken in benachbarten Prozessen bestehen, übergreifende Vorbeugungsmaßnahmen ableiten.
  5. Wirksamkeitsprüfung: Metrisch und qualitativ prüfen, ob die Maßnahme die Ursache wirklich eliminiert (KPI-Trend, erneute Stichprobe, Mini-Reaudit, Prozessbegehung).

Fristenmanagement & Eskalation: Realistische Zeitpläne, Verantwortlichkeiten und Meilensteine definieren. Verzögerungen werden begründet, Risiken bewertet, ggf. eskaliert. Das CAPA-Register (mit Status, Terminen, Nachweisen) sorgt für Transparenz. Ergebnisse fließen in Managementreviews ein—dort werden Wirksamkeit, Trends und Prioritäten entschieden.


Typische Fehler bei internen Audits– und wie man sie vermeidet

Damit Interne Audits zur echten Selbstbewertung werden, sollten häufige Fallstricke aktiv vermieden werden:

  1. Checklisten-Tunnelblick: Nur Normpunkte abhaken, ohne Prozesslogik zu verstehen. Abhilfe: Vom Prozess ausgehen; Norm als Referenz, nicht als starres Drehbuch.
  2. Unklare Ziele: „Wir auditieren halt“ führt zu beliebigen Ergebnissen. Abhilfe: Vorab klare Auditziele, Risiken und Fokusthemen festlegen.
  3. Mangelnde Unabhängigkeit: Selbstprüfung des eigenen Bereichs unterminiert Glaubwürdigkeit. Abhilfe:Bereichsübergreifende Teams oder externe Unterstützung.
  4. Zu wenig Stichproben: Ein einzelnes Dokument beweist keine Systematik. Abhilfe: Repräsentative, risikoorientierte Stichprobenauswahl.
  5. Unpräzise Feststellungen: Vage Aussagen ohne Kriteriumsbezug sind nicht umsetzbar. Abhilfe: Jede Feststellung mit Kriterium, Evidenz, Auswirkung, Einstufung formulieren.
  6. Fokus nur auf Fehlern: „Audit = Fahndung“ erzeugt Abwehrhaltung. Abhilfe: Auch Konformität und gute Praxis würdigen; Hinweise statt reiner Defizitperspektive.
  7. Maßnahmen ohne Ursache: Aktionismus verpufft. Abhilfe: Systematische Ursachenanalyse vor Korrekturmaßnahmen.
  8. Keine Wirksamkeitsprüfung: „Erledigt“ ohne Erfolgskontrolle. Abhilfe: KPI-Nachweise, erneute Stichproben, Wirksamkeitskriterien definieren.
  9. Schlechte Kommunikation: Überraschungen im Abschlussmeeting untergraben Vertrauen. Abhilfe: Laufende Rücksprachen, Transparenz über Beobachtungen.
  10. Überfrachtete Berichte: Endlose Prosa ohne Struktur. Abhilfe: Klare Gliederung, Priorisierung, tabellarische Zusammenfassungen.
  11. Ignorierte Schnittstellen: Nur Abteilungsgrenzen prüfen, Übergaben vergessen. Abhilfe: End-to-End-Prozesse auditieren, insbesondere Übergaben (IT, Logistik, Einkauf/Qualität).
  12. Keine Kalibrierung im Auditorenteam: Unterschiedliche Maßstäbe. Abhilfe: Regelmäßige Team-Reviews, gemeinsame Audit-Leitfäden, Lessons Learned.
  13. Fehlender Datenschutz/IT-Sorgfalt: Screenshots ohne Anonymisierung oder Zugriff ohne Freigaben. Abhilfe:Datensparsamkeit, Berechtigungskonzept, sichere Ablage.
  14. Audit als „Pflichtübung“ vor Zertifizierung: Verpasste Verbesserungshebel. Abhilfe: Audit als strategisches Werkzeug verankern, nicht nur als Normforderung.
  15. Kein Lerneffekt: Wiederkehrende Abweichungen über Jahre. Abhilfe: Trendanalysen, Ursachenclustering, Management-Aufmerksamkeit, Erfahrungsaustausch.

Kennzahlen, Trends & Reife: Wirkung der internen Audits messbar machen

Interne Audits erzeugen Daten, aus denen Führung und Fachbereiche lernen können. Sinnvolle Kennzahlen (KPIs) sind u. a.:

  • Auditabdeckung: Anteil auditierten Prozesse/Bereiche pro Jahr (geplant/realisiert).
  • Abweichungsrate: Abweichungen pro Prozess/Stichprobe, Trend über Zeit; Verhältnis Major/Minor.
  • CAPA-Durchlaufzeit: Zeit von Feststellung bis Wirksamkeitsnachweis; Termintreue (% fristgerecht abgeschlossen).
  • Wiederholabweichungen: Anteil Befunde, die trotz Maßnahmen erneut auftreten.
  • Wirksamkeitsquote: Anteil CAPA mit nachweislich verbesserter KPI/Prozessleistung.
  • Reifegradindikatoren: z. B. Anteil proaktiver Hinweise vs. reaktiver Abweichungen, Anteil systemischer gegenüber Einzelfall-Ursachen.

Die Auswertung sollte nach Themenclustern (z. B. Dokumentenlenkung, Schulung, Lieferantensteuerung, Änderungsmanagement, IT-Kontrollen) und Schnittstellen erfolgen. Dashboards erleichtern die Priorisierung. In Managementreviews werden Trends (steigend/fallend), Risiken und Investitionsbedarfe (z. B. Schulungen, Tools, Personal) sichtbar. Ein Reifegradmodell (von reaktiver Fehlerbehebung zu proaktiver, datenbasierter Verbesserung) hilft, Fortschritte zu bewerten und Ziele zu setzen.


Praxisleitfaden & Vorlagen: So gelingt die Umsetzung Schritt für Schritt

Nachfolgend ein kompakter, praxistauglicher Leitfaden, der sich direkt in der Organisation anwenden lässt. Er lässt sich je nach Normkontext und Unternehmensgröße anpassen.

Schritt-für-Schritt-Vorgehen

  1. Kontext & Ziele definieren: Unternehmensziele, Risiken, Veränderungen, externe Anforderungen sichten; Auditziele festlegen (z. B. Stabilität Auftragsabwicklung erhöhen, Reklamationsrate senken).
  2. Auditprogramm planen: Jahresübersicht mit Prioritäten, Umfang, Frequenzen, Ressourcen, Remote-Option. Managementfreigabe einholen.
  3. Audit vorbereiten: Geltungsbereich, Agenda, Checkliste, Beleganforderung, Logistik, Datenschutz.
  4. Feldphase durchführen: Interviews, Beobachtungen, Belegprüfung; Stichproben begründen; laufende Rücksprachen sicherstellen.
  5. Bewertung & Abschluss: Feststellungen klar formulieren und einstufen; im Abschlussmeeting Transparenz schaffen.
  6. Bericht & CAPA: Bericht zeitnah erstellen; für jede Abweichung Korrektur, Ursachenanalyse, Maßnahme, Verantwortliche, Termin; Wirksamkeitskriterien definieren.
  7. Nachverfolgung & Review: CAPA-Status verfolgen, Wirksamkeit belegen; Trends im Managementreview besprechen; Auditprogramm anpassen.

Muster für eine prozessorientierte Interne Audits Checkliste (Auszug)

  • Prozessziel & KPI: Welche Zielgrößen sind definiert (z. B. Liefertreue ≥ 95 %)? Wie werden sie gemessen und berichtet?
  • Rollen & Kompetenz: Sind Verantwortlichkeiten eindeutig? Existieren Kompetenzprofile, Schulungsnachweise, Wirksamkeitskontrollen?
  • Eingaben & Schnittstellen: Wie werden Inputs übergeben (vollständig, termingerecht)? Wie wird Vollständigkeit dokumentiert?
  • Ablauf & Steuerung: Gibt es aktuelle SOPs/Anweisungen? Sind IT-Workflows konsistent? Wie werden Änderungen gepflegt (Versionierung, Freigaben)?
  • Risikosteuerung: Wie werden prozessspezifische Risiken identifiziert, bewertet, behandelt? Gibt es Eskalationspfade?
  • Prüfung & Freigabe: Wie erfolgt die Qualitäts-/Compliance-Prüfung? Vier-Augen-Prinzip? Nachweisführung?
  • Abweichungen & CAPA: Wie wird mit Fehlern umgegangen? Wie werden Ursachen ermittelt, Maßnahmen geplant und verifiziert?
  • Dokumentation & Nachweise: Sind Aufzeichnungen vollständig, nachvollziehbar, datenschutzkonform?
  • Leistung & Verbesserung: Welche Trends zeigen KPIs? Welche Verbesserungen wurden umgesetzt?

Vorlage für klare interne Audit Feststellungen (Beispiel)

  • Kriterium: QP07-Dokumentenlenkung § 4.3; ISO 9001:2015, 7.5.3 (Lenkung dokumentierter Information).
  • Evidenz (Stichprobe): Arbeitsanweisung AA-Produktion-12, Version 2.0 (Freigabedatum 03.05.2025) liegt in der Linie in Version 1.0 aus (Beobachtung am 06.08.2025, Schicht B).
  • Feststellung: Abweichung (Minor): Am Arbeitsplatz ist eine veraltete Version einer arbeitsrelevanten Anweisung ausgehängt; dies widerspricht den Anforderungen zur Lenkung dokumentierter Information.
  • Auswirkung/Risiko: Erhöhtes Fehlerrisiko und Inkonsistenz der Ausführung.
  • Empfehlung: Sofortige Korrektur (Austausch), Ursache klären (Verteilprozess/Ablage), Systemmaßnahme (digitaler Versionscheck, regelmäßige 5S-Audits), Wirksamkeitsnachweis (Stichprobe aller Linien in 4 Wochen).

CAPA-Leitfragen für die Ursachenanalyse

  • Was genau ist passiert? (objektive Beschreibung, ohne Schuldzuweisung)
  • Wo tritt es auf und wo nicht? (Grenzen klären)
  • Seit wann? (Veränderungen, Releases, Personalwechsel)
  • Warum konnte es passieren? (Prozesslücken, Schnittstellen, unklare Rollen, fehlende Kontrollen)
  • Wie verhindern wir Wiederholung? (technische/organisatorische Maßnahmen, Schulung, IT-Workflows, Poka-Yoke)
  • Woran erkennen wir Wirksamkeit? (konkrete Metriken, Zeitpunkte, Audit-Follow-up)

Fazit: Interne Audits als Motor wirksamer Selbstbewertung

Interne Audits sind keine bloße Zertifizierungsvorbereitung, sondern ein strategisches Werkzeug der Unternehmensführung. Wer risikobasiert plant, prozessorientiert prüft, Evidenz sauber dokumentiert und die Brücke zur Umsetzung (CAPA + Wirksamkeitsprüfung) schlägt, verwandelt Audits in einen messbaren Wettbewerbsvorteil: stabilere Prozesse, geringere Fehlerkosten, mehr Compliance-Sicherheit und eine Organisation, die aus Fakten lernt. Der Schlüssel liegt in Unabhängigkeit, Methodensicherheit und konsequenter Nachverfolgung—so wird aus der Prüfung eine wirksame Selbstbewertung mit echtem Mehrwert.


📌 Nächster Schritt in der Blogreihe:➡   Management Reviews: Strategische Bewertung & kontinuierliche Verbesserung  (Coming Soon)

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